Der Aufstieg der sozialen Netzwerke – Teil 2

Gewusst wie

Fast alle Schüler sind heute Mitglied im SchülerVZ und Millionen tummeln sich auf XING, doch sie nutzen ihre Netzwerke in unterschiedlichem Maß. Es gibt regelmäßige User, andere sind nur angemeldet, aber wenig aktiv. Eine Studie (W3B-Studie) der Consulting Fitkau & Maaß im Sommer 2010 ergab, dass 60 Prozent von 7.500 befragten Internetnutzern soziale Netzwerke besuchen, jedoch von diesen 60 Prozent nur 40 Prozent aktiv in den sozialen Netzwerken kommunizieren. Die übrigen beobachten nur passiv, was in den Netzwerken vor sich geht.
Dies ist im Internet nicht anders als bei Modewellen. Manche Schüler sind nur deshalb im Schüler VZ, weil die Klassenkameraden dort sind. Genauso, wie sie sich vor einiger Zeit ein Tamagotchi-Püppchen kauften, weil alle anderen auch eins hatten. Wer nur bei Schüler VZ aktiv ist, weil alle anderen aus der Klasse auch einen Account haben, wird sich früher oder später wieder verabschieden. Auch eine Menge Tamagotchis liegen vergessen in der Schublade. Das ist Schnee von gestern. Wenn also jetzt die Zahl der aktiven Nutzer in sozialen Netzwerken wieder leicht zurückgeht, hat das ähnliche Gründe. Dies ist aber nicht wichtig für die Anwendung der sozialen Netzwerke im Marketing. Denn auch die passiven Nutzer können angesprochen werden.

Um im Internet erfolgreich Geschäfte zu machen, reicht es nicht aus, einfach ein paar Mailings hinaus zu schicken und zu schauen, was passiert. Die neuen sozialen Netzwerke funktionieren nach ihren eigenen Spielregeln. Unerfahrene Nutzer lassen sich dadurch manchmal schnell abschrecken. Sie treten Netzwerken bei, probieren ein bisschen herum, sind erfolglos und verlassen die digitale Welt enttäuscht – dabei bleiben nur Insider, die die neuen Möglichkeiten verstanden haben. Und diese Möglichkeiten sind ungeheuer vielfältig.

Rasante Entwicklung der sozialen Netzwerke

Soziale Netzwerke wie Facebook für private Kontakte oder XING für berufliche Kontakte wachsen rasend schnell. Die Sättigung ist noch lange nicht erreicht. Die bestehenden Netzwerke arbeiten mit Hochdruck daran, neue Bevölkerungsgruppen zu erschließen. Doch die Effekte der ausgefeilten Strategien nehmen sich unbedeutend aus neben der Zahl der Menschen, die auf ganz anderen Wegen auf den fahrenden Zug aufspringen.
Ein Beispiel für eine solch unkonventionelle Entstehung eines Netzwerkes ist das Netzwerk MXit (ausgesprochen: Mix it). Dem weitaus überwiegenden Teil der Bevölkerung von Entwicklungsländern stehen keine Computer zur Verfügung. Handys sind dagegen weit verbreitet. Doch während in den Industriestaaten sich niemand Gedanken macht um die paar Cents macht, die eine SMS kostet, ist genau dieser Preis den Menschen in Entwicklungsländern viel zu hoch. Die Kommunikation per SMS hat sich dort deshalb bisher noch nicht überall durchsetzen können. Trotzdem ist das Bedürfnis, sich mitzuteilen und Einwohner des globalen Dorfes zu werden auch in diesen Ländern riesengroß. (Nach einer Studie der International Telecommunication Union (ITU) der Vereinten Nationen stammen 162 Millionen der 226 Millionen neuen Internetnutzer in diesem Jahr aus Entwicklungsländern.)

Doch alle Menschen haben den Wunsch, miteinander zu kommunizieren, egal, ob sie arm oder reicht sind. Dafür wenden sie einen beträchtlichen Erfindungsreichtum an.

Dies führte zum Siegeszug von MXit: Ein in Südafrika für Handys entwickeltes Spiel ermöglichte das Versenden von Nachrichten zu Bruchteilen eines Cents. Zum Preis einer SMS konnten tausend Mitteilungen versendet werden. Die Menschen haben sofort miteinander kommuniziert, aber nicht um wie ursprünglich vorgesehen miteinander zu spielen. Sondern um miteinander zu kommunizieren. Der Hersteller war klug genug, sich dieser Nutzungsänderung nicht entgegenzustellen. Aus der billigen Alternative zu SMS wurde so in kürzester Zeit führende soziale Netzwerk in Südafrika. Heute ist die Kommunikation per MXit-Kurznachrichten für die Jugend von Ländern wie Afghanistan und Indonesien fester Bestandteil des Alltags.
Facebook, das diese Entwicklung verschlafen hat, ist in diesen Ländern weit abgeschlagen. Die Betreiber von Facebook versuchen derweil, durch eine abgespeckte Version fürs Handy nicht alle Felle davonschwimmen zu lassen.

Die technischen Neuerungen und die ungeheure Kreativität des Menschen bieten fortlaufend neue Möglichkeiten, miteinander in Verbindung zu treten. Im Internet entsteht eine ganze Welt neuer Beziehungen. Die Chancen der digitalen Vernetzung sind noch lange nicht ausgenutzt. Es ist unabsehbar, was noch alles durch die Entwicklung der sozialen online-Netzwerke entstehen wird.

Denn wie das Beispiel Mxit zeigt, gehört es zu den faszinierenden Seiten des Internets, dass Menschen die angebotenenen Technologien für ganz neue Zwecke nutzen, an die die Erfinder überhaupt nicht gedacht hatten. Dies macht das Internet zu einem idealen Spielfeld auch für neue Wege des Business. Herkömmliche Methoden hingegen verlieren ihre Effektivität.

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